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Das unsichtbare Elend der Straßenkatzen
Futter gegen verborgenes Leid der Straßenkatzen
Sie betreut momentan eine Futterstelle im Umkreis von Bonn aktiv, involviert ist sie aber bei drei weiteren Stellen. „Da bin ich aber eher im Hintergrund, springe mal ein, wenn niemand sonst kann oder beantworte Fragen“, berichtet sie. Wie viele Katzen sie aktuell versorgt, ist schwer zu sagen, denn: „Nur weil man einige Katzen nicht zu Gesicht bekommt, bedeutet es nicht, dass sie nicht zum Fressen kommen. Wir haben mit Wildkameras schon erstaunliche Aufnahmen gemacht. Deshalb wissen wir mittlerweile, dass die Dunkelziffer immer um einiges höher ist als die sichtbare Anzahl.“ Etwa 100 Dosen und einen 15-Kilo-Sack Futter benötigt eine ihrer Futterstellen im Monat. Finanziert wird das meist durch Tierschutzvereine, im Fall der Stelle von Helena Bracklow vom Katzenschutz Bonn-Rhein-Sieg e.V., der auch Preisträger des Deutschen Tierschutzpreises ist. Letztlich leben aber auch diese Vereine von Spenden. Viele Ehrenamtliche kaufen ihr Futter deshalb auch selbst oder zahlen Tierarztkosten, um den Katzen zu helfen.
Mit Kastrationen den Kreislauf der freilaufenden Katzen durchbrechen
Und mit dem Füttern ist es längst nicht getan, denn Helena Bracklow und die anderen ehrenamtlich Engagierten möchten schließlich nicht nur den vorhandenen Katzen eine stabile Lebensgrundlage bieten, „sondern vor allem dafür sorgen, dass sich das Elend nicht wiederholt“. Denn sie betont: „Hierzulande sieht man das Leid der Tiere zwar nicht so präsent wie z.B. an den Hotels in südlichen Ländern, aber das heißt nicht, dass es nicht da ist.“ Stattdessen leiden viele freilebende Katzen still und ungesehen.
Freilaufende Katzen einfangen
Doch wie versucht die Tierschützerin, dem entgegenzuwirken? Mithilfe von Lebendfallen sollen alle Katzen möglichst mindestens ein Mal eingefangen werden. Dann werden sie zum Tierarzt gebracht, um sie zu kastrieren und kennzeichnen zu lassen. Trotz der im Stadtgebiet Bonn seit 2012 bestehenden Kastrationspflicht halten sich noch immer erstaunlich wenig Katzenbesitzer daran – mit der Folge, dass sich viele Katzen unkontrolliert vermehren. Gemeinsam mit den ausgesetzten Tieren und den Nachkommen werden so aus einer Katze schnell Dutzende, die immer weiter verwildern. „Es ist einfach sehr schwierig, zu kontrollieren, ob die Menschen ihre Tiere kastrieren lassen. Manche begründen ein unkastriertes Tier auch immer noch damit, dass das gegen die Natur sei“, weiß Helena Bracklow. „Und viele – insbesondere ländliche Gemeinden – fühlen sich für die Katzen nicht zuständig. Dort ist das Elend besonders groß.“
Freilebend oder doch nur entlaufene Katze?
Beim Tierarzt wird natürlich auch kontrolliert, ob das gefangene Tier einen Chip oder eine Tätowierung trägt und es womöglich bei einem Haustierregister wie FINDEFIX angemeldet ist. So können eventuell entlaufene Tiere schnell zu ihrem Besitzer zurückgeführt werden. Genau das ist vor etwa zwei Jahren passiert, wie Helena Bracklow erzählt: „Damals wurde ein Kater gefunden und ausgelesen. Durch die Informationen, die in einem Schweizer Tierregister hinterlegt waren, stellte sich heraus, dass das Tier seit über einem Jahr verschwunden war und ursprünglich aus St. Gallen kam – gefunden wurde es allerdings 650 Kilometer entfernt. Das war schon eine besonders tolle Geschichte.“ Ein Problem, dass sie trotz Kennzeichnungspflicht im Bonner Raum immer wieder beobachtet: Katzen werden zwar gekennzeichnet, aber nirgends registriert. „Ohne Registrierung, z.B. bei FINDEFIX, ist es aber sehr schwierig bis unmöglich, die Herkunft des Tieres zu ermitteln. Da sind wir dann immer dankbar, dass wir bei FINDEFIX über die Herstellerabfrage Informationen erhalten können“, erläutert sie. Und fügt hinzu: „Viele Katzenbesitzer glauben leider, die Registrierung passiert beim Kennzeichnen automatisch. Dem ist aber nicht so.“ FINDEFIX hilft auch über Grenzen hinweg und kann in über 30 Registern weltweit überprüfen, ob ein Mikrochip registriert ist.
Ein Herz für scheue Streuner
Angefangen hat bei Helena Bracklow alles nach dem Studium. Als sie nicht direkt im Anschluss einen passenden Job fand, fing sie an, als Pflegestelle Katzen aufzupäppeln und ist dann „irgendwie beim Tierschutz hängen geblieben“, wie sie schmunzelnd sagt. Mit den Jahren sind besonders die scheuen Exemplare unter ihren Schützlingen zu ihrer Herzensangelegenheit geworden. Denn: „Sie haben einen schlechten Stand, sind oft verrotzt, haben entzündete Augen und wenig Perspektiven, weil es für scheue Katzen kaum Plätze gibt, wo sie dauerhaft bleiben können.“ Dabei weiß sie: „Es sind ganz tolle Tiere.“ Und sie können nichts für ihr Schicksal.
Gehört diese Katze jemandem?
Wenn Sie eine fremde, freilaufende Katze in Ihrer Nachbarschaft bemerken, versuchen Sie als Erstes, herauszufinden, ob sie jemandem in der Umgebung gehört. Wenn nicht, rät Helena Bracklow dazu, die Katze dem örtlichen Tierschutzverein oder Tierheim zu melden. Sie verfügen über Lebendfallen und Chip-Lesegeräte, um die Katze zu fangen und herauszufinden, ob sie vermisst wird. Sie gibt noch einen Tipp: „Vielen fallen die Katzen auf, weil sie sich auffällig verhalten, etwas verstört, orientierungslos oder kränklich wirken.“ Und betont: „Lieber einmal zu viel melden, als ein Mal zu wenig.“ Denn nur so kommen die Katzen, die ein Zuhause haben, auch dorthin zurück – und die freilebenden Tiere können kastriert, gekennzeichnet, registriert und wieder ausgesetzt werden. Wichtig ist Helena Bracklow dabei vor allem eines: „Dass die Tiere nach der Behandlung weiter versorgt werden, Futter bekommen und einen trockenen Unterschlupf in der Nähe haben.“ Damit das stille Elend der wildlebenden Katzen bald ein Ende hat.
Jedes Katzenleben zählt - Die Kampagne des Deutschen Tierschutzbundes
Millionen deutsche Straßenkatzen müssen jeden Tag um ihr Überleben kämpfen. Sie leiden im Verborgenen und ihr Leben ist meist nur sehr kurz und qualvoll. Sie sind auf menschliche Fürsorge angewiesen. Lassen Sie uns gemeinsam dieses Leid sichtbar machen und mindern!
Mehr Informationen erhalten Sie unter www.jetzt-katzen-helfen.de