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Scheue Katze eingewöhnen: So kann es funktionieren

Nicht jede Katze geht sofort offen auf Menschen zu. Vor allem, wenn es sich um Nachkommen von Straßenkatzen oder eine Katze handelt, die schlechte Erfahrungen gemacht hat, kann die Eingewöhnung in ein „normales“ Katzenleben schwerfallen. Deshalb hat Ihr FINDEFIX-Team im Folgenden hilfreiche Informationen und Tipps für diese Situation zusammengestellt.

Scheue Katze (istockphoto.com / © Robert Ruidl)

Scheue Katze (istockphoto.com / © Robert Ruidl)

Scheue Katze: Charakter oder Herkunft?

Genau wie wir Menschen sind auch unsere Katzen Individuen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten. Neben selbstbewussten und offenen Katzen, die gern mit Menschen interagieren und schnell mit Fremden warm werden, gibt es auch scheue, misstrauische oder ängstliche Charaktere. Dies kann daran liegen, dass die Katze von Natur aus etwas schüchterner ist als ihre Artgenossen – oder daran, dass sie bereits schlechte Erfahrungen mit Menschen gesammelt oder in den ersten Lebenswochen während der Sozialisierungsphase nur wenig oder kaum engen positiven Kontakt mit Menschen hatte. Erwachsene Straßenkatzen, die bisher ohne Nahkontakt zum Menschen gelebt haben, sind in der Regel nicht mehr für ein Leben in einer Wohnung oder einem Haus geeignet – diese Haltung würde Dauerstress für sie bedeuten und ist als tierschutzrelevant einzustufen. Sie werden daher in der Regel nach Kastration, Kennzeichnung und Registrierung von Tierschutzvereinen an Futterstellen überwacht und betreut. Einige werden z. B. auf Bauernhöfe vermittelt, wo sie zwar die notwendige Versorgung durch den Menschen erhalten, aber ansonsten ein freies, unabhängiges Leben führen.

Kitten „von der Straße“: Alles eine Frage Sozialisierung

Anders ist es bei den Nachfahren der Straßenkatzen: Sind die Kitten noch jung und können in ihren ersten Lebenswochen an positiven Menschenkontakt gewöhnt werden, besteht die Chance, dass sie mit einem Leben in menschlicher Obhut zurechtkommen. Doch genauso gut kann es Ihnen passieren, dass sich eine Katze „für Sie entscheidet“ und plötzlich immer wieder vor Ihrer Tür auftaucht oder um Ihr Haus stromert. Oder dass Sie sich im Tierheim in eine Katze verlieben, die bisher nicht viel Schönes mit Menschen erlebt hat. Egal welche Situation auf Sie zutrifft: Welche Schritte Sie als Erstes unternehmen sollten und wie Sie Ihrem vierbeinigen Mitbewohner das Ankommen und Einleben erleichtern können, erklären wir Ihnen jetzt.

Katze gefunden: Was tun?

Haben Sie sich nicht bewusst z. B. für ein Kitten aus dem Tierheim entschieden, das eine „wilde Vergangenheit“ hat, sondern eine scheinbar streunende Katze hat sich für Sie entschieden, können Sie diese nicht einfach behalten. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, als würde es sich um eine Straßenkatze handeln, kann es genauso gut eine Katze sein, die bereits lange von ihrer Familie vermisst wird und ungepflegt ist, weil sie schon eine gewisse Zeit unterwegs ist. Versuchen Sie daher zuerst, zu ermitteln, ob das Tier jemandem gehört, wenn Sie eine Katze gefunden haben.

So gewöhnen Sie die Katze langsam an sich

Kontaktieren Sie auch den örtlichen Tierschutzverein und bitten Sie um Hilfe. Frei lebende Katzen sollten an sachkundig betreuten Futterstellen versorgt werden. Auch ist der rechtliche Aspekt zu beachten: Zwar gibt es keinen Gesetzesgrundsatz, der besagt, dass jeder, der Katzen füttert, automatisch zum Halter wird. Gleichzeitig aber ist das Anfüttern doch mit rechtlichen Verpflichtungen verbunden. Vor allem, wenn am Wohnort eine Katzenschutzverordnung gilt, die eine entsprechende Regelung enthält. 
 

Haben Sie sich mit dem Tierschutzverein beraten und dieser ist einverstanden, können Sie damit beginnen, die Katze anzufüttern – zum Beispiel auf Ihrer Terrasse. Sie können die Katze dabei aus sicherer Entfernung beobachten und den Abstand immer weiter verringern, wenn die Katze nicht wegläuft. Außerdem könnten Sie irgendwann die Terrassentür offenlassen und beobachten, ob die Katze sich ins Haus traut. Um ihre Neugierde anzukurbeln, können Sie z. B. eine kleine Spur aus Leckerlis zum Napf im Haus legen. Wie bei allen scheuen Katzen gilt: Geduld ist gefragt. Freuen Sie sich über die kleinen Schritte und erwarten Sie nicht, dass eine Katze irgendwann zu Ihrem verschmusten Schatten wird – denn das ist trotz viel Geduld eher unwahrscheinlich. Bedrängen Sie die Katze nicht, fassen Sie sie nicht unvermittelt an und vermeiden Sie schnelle Bewegungen. Außerdem sollten Sie sie niemals im Haus einsperren. Eine Katze, die sich an das Leben draußen zumindest für gewisse Zeit gewöhnt hat oder schon immer Freigang genossen hat, sollte nie zu einer reinen Wohnungskatze gemacht werden – es sei denn, es geschieht aus gesundheitlichen Aspekten.

Vertrauen ängstlicher Katzen gewinnen

War es stattdessen Ihre bewusste Entscheidung, eine Katze bei sich aufzunehmen, die von Straßenkatzen abstammt oder schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, unterscheidet sich die Vorgehensweise etwas. Das gilt insbesondere für Katzen, die aus dem Tierheim kommen, da diese häufig sehr scheu sind, weil sie ihr gewohntes Umfeld verloren haben. Vor allem ältere Katzen, deren Halter ins Pflegeheim musste oder verstorben ist, verstehen die Welt oftmals nicht mehr.
 

Zunächst ist es generell ratsam, Katzen zu zweit zu halten, wenn sie verträglich sind, um ihnen einen Sozialpartner auf Augenhöhe zu bieten. Gerade bei Katzen, die in der frühen Phase ihrer Sozialisation mehr mit Artgenossen als mit Menschen zu tun hatten oder Negatives mit Menschen verknüpfen, kann eine zweite Katze Sicherheit geben. Dazu können Sie entweder von vorneherein zwei Katzen adoptieren oder – falls Sie bereits eine Katze zu Hause haben – versuchen, die vorhandene Katze mit dem neuen Mitbewohner zu vergesellschaften. Vor allem bei älteren Katzen, die ihr bisheriges Leben Einzeltiere waren, könnte sich die Vergesellschaftung unter Umständenaber als schwierig bis unmöglich erweisen. Des Weiteren ist es gerade bei scheuen Katzen besonders wichtig, ihnen ausreichend Rückzugsmöglichkeiten anzubieten und diese auch zu respektieren. Das heißt: Liegt Ihre Katze gerade an einem dieser Plätze, gehen Sie nicht zu nah an sie heran, fassen Sie sie nicht an oder bedrängen Sie sie nicht. Generell benötigen Sie mehr Geduld im alltäglichen Zusammenleben, denn eine eher scheue Katze wird selten zu einer anhänglichen Schmusekatze und wenn doch, braucht sie bis dahin viel Zeit und Vertrauen. Dieses können Sie zum Beispiel mit gemeinsamen Spieleinheiten, beruhigenden Worten und Leckereien gewinnen – natürlich immer im Tempo der Katze und ohne sie zu bedrängen. Auch Pheromon-Präparate können helfen, dass sich Ihre Katze in ihrem neuen Zuhause besser eingewöhnt. Es hängt aber natürlich auch immer von der Ursache der Scheu ab. Eine ältere Katze, deren Besitzer verstorben ist, kann auf jeden Fall noch eine sehr anhängliche Schmusekatze werden, sobald sie sich eingewöhnt hat.
 

Grundsätzlich sollten Sie die Katze in ihrem neuen Zuhause erst einmal ankommen lassen und ihr die Chance geben, sich ein paar Tage einfach mal alles ungestört und aus sicherer Entfernung anzusehen. Wichtig ist, dass sie in dieser anfänglichen Phase ungehinderten Zugang zu allem hat, was sie benötigt: Katzenklos (ohne Deckel!), Futter und Wasser. Wenn sie sich also die Anfangszeit nur in einem Zimmer aufhält, sollten Sie das akzeptieren. Sobald sie sich in ihrem neuen Zuhause sicherer fühlt, wird die Katze sich sicherlich langsam auf Entdeckungstour begeben.

Verstecke – hoch im Kurs bei scheuen Katzen

Bei scheuen Katzen kann es außerdem hilfreich sein, offene Flächen mit Versteckmöglichkeiten auszustatten, v.a. auch dreidimensionale Strukturierung anbieten wie zum Beispiel Verstecke auf mehreren Ebenen mit Aussichtsmöglichkeiten. Liegen lange Strecken zwischen potenziellen Versteckmöglichkeiten, könnten Sie z. B. Eingänge in einen Karton schneiden und diese „Kartonhäuschen“ auf diesen Strecken platzieren. So fühlt sich Ihre Katze sicherer, wenn sie sich durch den Raum bewegt, weil sie jederzeit Unterschlupf finden kann. Auch Höhlen aus Decken können diesen Zweck erfüllen. Dabei gilt dasselbe wie bei anderen Rückzugs- und Schlafplätzen: Diese Orte sind für Sie tabu.

Bei scheuen Katzen gilt: Geduld ist eine Tugend

Die wichtigste Zutat für das erfolgreiche Zusammenleben mit einer scheuen Katze kennen Sie nun also: Geduld. Haben Sie trotz der Tipps nicht den Eindruck, dass sich die Situation langfristig bessert, kann auch ein gesundheitlicher Faktor eine Rolle spielen. Regelmäßige Tierarztbesuche sichern Sie dahingehend ab. Brauchen Sie dennoch einen Rat, wenden Sie sich am besten an den Tierschutzverein, bei dem Sie die Katze adoptiert haben oder alternativ an den lokalen Katzenschutzverein oder das nächste Tierheim. Auch ein Tierarzt, der auf Verhalten spezialisiert ist, kann helfen. Natürlich besteht auch immer die Möglichkeit, dass die Katze langfristig zurückhaltend bleibt. In diesem Falle sollten Sie sich am besten einfach damit arrangieren.
 

Danke, dass Sie auch einer ängstlichen Katze eine Chance auf ein schönes Zuhause geben!
 

Weitere hilfreiche Tipps und Informationen zum Umgang mit Straßenkatzen hat der Deutsche Tierschutzbund für Sie zusammengestellt.

 

 

 

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